Arthur Schult: Astrosophie (2 Bände)

Das Buch ist erstmals 1971 zwei Jahre nach seinem Tod erschienen und setzt Zeichen für eine neu verstandene Astrologie. Arthur Schult (1893 – 1969) gibt ihr deshalb auch den neuen Namen: Astrosophie. Es ist ein Lehrbuch gar nicht so sehr im wissenschaftlichen Sinne, sondern eine Hilfe für Seelenkunde.

Der westliche Mensch ist auf dem Weg zu einem geweiterten, umfassenden, kosmischen Bewusstsein, vollzieht einen neuen Durchbruch in die Sphären des Überbewusstseins. (S. 9)

Er stellt die Astrosophie in die Tradition von: Pythagoras, Herklit, Platon, Plotin, Hildegard von Bingen, Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Dante, Leonardo da Vinci, Melanchton, Paracelsus, Kepler, Goethe und Novalis (S. 9). Oder – an anderen Stellen genannt: Meister Eckhart, C.G. Jung. Und ich denke, das mit Bedacht.

Diesen verschiedenen Schichten in Mensch und Welt, jeder Ebene des Daseins wollen wir gewähren, was ihr zukommt. Der physischen Ebene gehört die materielle Welt an, der ätherischen Ebene die Welt der Lebenskräfte, der Astralebene die Seelenwelt, der Mentalebene das reichte Gedanken, der supramentalen Welt dagegen gehören wir selbst an mit unserem kosmischen und überkosmischen Bewusstsein. Aus einem geistig-übersinnlichen Schauen, aus dem ins Kosmische geweitete Überbewusstsein des Menschen ist alle echte Astrologie und Astrosophie zuletzt entstand. (S. 10 f.)

Von der „Wiedergeburt einer echten Sternenweisheit“ schreibt er:

Astrosophie als kosmische Symbolwissenschaft kann heute in lebendiger Weise dazu helfen, das rationale Begriffsdenken umzuwandeln in ein zeitgemäßes imaginativ-bildhaftes Denken, mit dem wir die Bildersprache, die großen heiligen Zeichen, die überall im Mikro- und Makrokosmos gelten, neu verstehen lernen. Die neue Geburt einer solchen Kosmosophie, welche aus Mensch, Kosmos und Gott wieder in lebendigem Zusammenhang erleben lässt, wird die Wissenschaft zur Anerkennung der geistigen Natur des Menschen führen und kann auf diese Weise zu einer wichtigen Brücke zwischen Wissenschaft und Religion werden. (S.14)

Bei der Astrosophie geht es um „die Beziehung zwischen Gestirnskonstellation, Charakterveranlagung und Schicksal des Menschen.“ (S. 35)

Arthur Schult zitiert K. O. Schmidt (den er als einen „Mystiker der Gegenwart“ bezeichnet) zustimmend: „Als lebendiger Organismus erscheint der Kosmos uns heute, von schöpferischen Kräften durchpulst, vom Geist des Lebens geleitet. (S. 21 f.). Oder Novalis: „Der Stoff der Stoffe ist Kraft; die Kraft der Kräfte ist Leben;  das Leben des Lebens ist Seele; die Seele der Seelen ist Geist; der Geist der Geister ist Gott.“ (S. 23) Oder Plotin: „Du kannst das Unendliche nur erfassen mit einer Fähigkeit deiner Seele, dioe höher ist als der Verstand, indem du in einen Zustand übergehst, der jenseits deiner vergänglichen Sinne liegt, in welchem das Allsein dir unmittelbar bewusst wird. Es ist ein kosmisches Bewusstsein …“ (S. 23). Ode nicht zuletzt Meister Eckhart: „Seelengrund und Gottesgrund sind eins.“ (S. 23)

Nicht zuletzt zitiert Arthur Schuld den Astronomen an den Sternwarten Hamburg und Nürnberg Dr. Wilheln Hartmann:

Für mich ist diese kosmische Impulslehre kein „Glaube“ mehr, keine „Annahme“, sondern in ihren Grundzügen ein an tausend Beispielen bewiesenes Wissen. Es mag sein, daß einige Voraussetzungen später durch andere ersetzt werden müssen, daß einige weitergehende Schlüsse falsch sind, der Schluß jedoch, zu welchem diese Grundzüge führen, nämlich, daß wir Menschen dauernd kosmische Impulse empfangen, die unser Handeln, Fühlen und Denken beeinflussen, ist für mich eine unerschütterliche Tatsache.“ (S. 30)

Ich will ein paar Thesen von Arthur Schulz herausstellen, die für mich essentiell sind:

Es gibt eine höhere Seelen-Dimension (die 5. – und mehr – Dimension):

Die dreidimensionale physische Welt erwies sich uns dabei als Spezialfall einer höher dimensionierten Wirklichkeit, als die Hülle eines feineren tierischen Organismus, der seinerseits von einem noch feineren seelisch-astralen Gebilde umgriffen wird, das eingebettete ist in eine geistige Kraftsphäre. Das gilt sowohl für den Menschen wie für das All, für den Micro- wie für den Makrokosmos, für die atomaren Kleinwelten die für die makrokosmischen Sternsysteme. (S. 32)

Es gibt KEINE kausale und direkte Ursache der Sterne am Himmel auf unseren Charakter. Die Sterne symbolisieren und machen wirkende kosmische Krafte nur als Projektionsfläche (ähnlich der Ziffer einer Uhr) sichtbar:

… die Gestirnenkonstellation am Himmel (ist) das große Zifferblatt der Weltenuhr, auf dem ich ablesen kann, was für schöpferische Kräfte in jedem Augenblick im Kosmos wirksam sind; keineswegs aber sind die Gestirne selber die kausale Ursache für diese Kräfte. (S. 35 f.)

Astrologie ist keine Wissenschaft, sondern eine Weisheitslehre:

Bei der echten Astrologie, mit der wir uns alleine befassen, handelt es sich also um eine mythisch-symbolische Denkform, die eine tiefere Schicht der Wirklichkeit erfasst als das kausal-naturwissenschaftliche Denken. (S. 36)

Erst jetzt berühren wir jene geistige Sphäre, der die wahre Astrologie entstammt, für die ich die Bezeichnung „Astrosophie“, „Sternenweisheit“ gewählt habe. (S. 37)

Wir brauchen eine neue Astrologie, die nicht nur eine Sonnen-, sondern auch eine Mond-Astrologie ist.

Die westliche Astrologie hat im Gegensatz zur indischen Astrologie die karmisch-kosmisch-astralen Zusammenhänge aus den Augen verloren und wirkt oberflächlich im Vergelich zur indischen. (S. 39 f.)

Die Konstellation der Sterne bestimmen nicht unser Leben. Wir sind keine „Opfer der Sterne“. Sie sind unsere „Wegweiser“ wie der Polarstern für die Seefahrer:

Der Weise beherrscht seine Sterne. (S. 43)

Weil der Mensch mit seinem Gottesfunken, seinem Über-Ich, den Kosmos überragt, darf ihm die Astrologie und das Horoskop auch nie zur Lebenskrücke werden. Nie darf er sich abhängig machen in seinen Lebensentscheidungen von horoskopischen Stellungen. Wir wollen auf unserem Lebensweg stets der eigenen Intuition, unserem freien und innersten Empfinden folgen, der Stimme der Stille, die in unserem Herzen spricht, wenn wir nur recht zu lauschen verstehen. (S. 44)

Es gibt Ur-Prinzipien, die ALLES erschaffen haben. Diese Ur-Kräfte können auf allen Ebenen erkannt werden. Sie machen das „senkrechte“ Weltbild (der 5. Dimension) gegenüber dem „waagerechten“ (der 4 Raum-Zeit-Dimensionen) aus:

Die schöpferische Urkraft Gottes manifestiert sich in diesen sieben Prinzipien, die zusammen, aber auch voneinander getrennt, im Universum alles gestalten. Alles, was existiert, ob Weltkörper, Mineralien, Pflanzen, Tiere, Menschen oder höhere Geistwesen, wurde und wird von diesen Kräften geschaffen. (S. 161)

Das Wassermann-Zeitalter erschließt uns die Lebendigkeit des Kosmos. Sein „Regent“ URANUS symbolisiert die Kraft der kosmischen Transformation:

Uranus ist der Planet der Intuition, des kosmischen Bewusstseins. er erschließt uns das Gebiet der Kosmosophie und Astrologie. (S. 171)

Wir leben in einer beseelten Welt. Sogar in unserem „Kalenderjahr“ finden wir Zyklen unserer Menschenseele:

Das Jahr ist im astrologischen Sinne keine abstrakte Zeitspanne, sondern ein großer, geistlebender Organismus, der alle Bereiche der Natur und des Menschen durchdringt. (S. 259)

Die Symbole der uns bekannten Tierkreiszeichen sind also Hieroglyphen für die 12 Monate des Sonnenkreilaufs und für die jahreszeitlichen Erlebnisse der Menschenseele in Bezug auf das Verhältnis Sonne-Erde. (S. 279)

Das Geburtshoroskop enthält unseren Seelenplan. Im „Lesen und Deuten“ unseres Geburtshoroskops verstehen wir immer mehr die Absicht unserer Seele:

Das „Horoskoplesen“ ist also ein „Auralesen“, die Interpretation der in der Aura enthaltenen und in diese hinein gewobenen karmischen Ursachen, der guten und bösen, die als Hilfs- oder Leidensquellen zeitgebunden in Erscheinung treten. Die Stellung der Gestirne in den Horoskophäusern verrät uns ihren besonderen Einflussbereich in den aurischen Kräftefeldern seines Odkörpers. Und so ist das Horoskop im wahrsten Sinne des Wortes ein Spiegel der Seele (S. 467 f.)

Die griechische Bezeichnung für das Geburtsbild lautet „Thema“. Damit ist klar ausgedrückt, daß das Horoskop dem Menschen das Thema des Lebens, die Problemstellung, die ihm zugedachte Lebensrolle zeigt, daß aber die Lösung des Problems, das „Wie“ des Spiels, seiner Freiheit überlassen bleibt. … Die Freiheit beginnt dort, so der Mensch lebendig sein Horoskop entwickelt. (S. 473 f.)

Die Dimension der Seele steht senkrecht gegenüber der waagerechten Dimension der Raumzeit (hier am Beispiel Gnade und Gerechtigkeit):

Die Ebene von Liebe und Gnade kreuzt senkrecht die Ebene von Gesetz und Gerechtigkeit. … Begnadigung heißt im juristischen Bereich, aus höherer Sphäre heraus aufhebend eingreifen in den Gesetzeszwang. Gnade und Gerechtigkeit stehen senkrecht zueinander. …
Beide Richtungen, Senkrechte und Waagerechte, zusammen erst bilden das Kreuz und sin in unserer Welt von grundlegender Wichtigkeit. (S. 471)

Den äußeren Aspekten der Seele korrespondieren mit den inneren.

Wie sagte doch Paracelsus? „Es ist nicht der Saturn über die, sondern der Saturn in dir, der dich peinigt!“ Lernen wir also unsere noch niedrigeren saturnischen Charaktereigenschaften beherrschen, so haben wir auch unseren Geburts-Saturn unter Kontrolle. (S. 475)

Es geht nicht darum, die Astrologie anzubeten, sondern unsere Seele zu verehren.

Götze des heutigen Menschen ist die Wissenschaft. Das Denken ist nur die Tür zur mentalen Ebene. Die Pforte zur supramentalen Ebene dagegen heißt Glaube und Geisterleuchtung, Vertrauen und Liebe. …
Dieser Weg zur Gotteinigung, zur unio mystica, ist im Horoskop verankert. Denn es ist ein ganz persönlicher Weg, verschieden nach Veranlagung und Schicksal bei jedem Menschen. Alles astrologische Weistum, jede recht verstandene Horoskopdeutung soll nur Mittel sein zur wahren Selbst- und Schicksalserkenntnis auf dem Weg zu jedem höchsten Ziele der Gotteinigung. (S. 477)

Mein Fazit: Wenn man von dem Astrologischen als Seelenkunde fasziniert ist, der herkömmlichen Astrologie aber skeptisch gegenüber steht, dem sind diese beiden Bände der ASTROSOPHIE wärmstens ans Herz gelegt. Es hat mir geholfen, hier keine Irrwege zu gehen.

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Ein Kommentar

  • Gabriela Heintmann

    Ein faszinierendes Buch über die Geschichte der Astrologie und Astrosophie. Schult baut die astrosophischen Thesen von Paracelsus, Papus und Rudolf Steiner weiter aus. Es gelingt ihm gut den Unterscheid zur Astrologie aufgrund zahlreicher Beispiele aufzuzeigen.

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