Dräger / Müller-Eiselt: Die digitale Bildungs-Revolution

Untertitel: Der radikale Wandel des Lernens und wie wir ihn gestalten können

Die Autoren schreiben gleich im Vorwort: „Die digitale Bildungsrevolution hat bereits begonnen und wird nicht aufzuhalten sein. In Deutschland, dem Land der Reformpädagogik und des Humboldtschen Bildungsideals, ist davon allerdings noch wenig zu spüren.“ (S. 7)

Bildung gehörte in Deutschland im Grunde immer zu den konservativsten Bereichen, ziemlich reformresistent. „… Kein Wunder also, dass die digitale Bildungsrevolution bei uns noch schläft.“ (S. 29) Doch die längst diagnostizierte „Bildungskatastrophe“ (Picht) und die aus den Nähten platzende Massenabfertigung in Schule und Universität zwingen zum Umdenken. Der Bildungshunger ist da, doch die Bildungsinstitutionen kommen den Ansprüchen nicht nach.

Die Autoren sehen in der „Digitalisierung des Lernens“ eine große Chance, das Bildungsideal Humboldts „Bildung für alle“ zu realisieren. „Denn so wie die Digitalisierung binnen weniger Jahre Industrie und Handel revolutioniert hat, wird sie auch das Bildungswesen umwälzen.“ (S. 9)

Die große Chance dieser digitalen Bildungsrevolution besteht darin, dass „Zugang für alle“ und „Personalisierung für jeden“ verbunden werden können, bzw „massenhaft günstig und individuell zugeschnitten“ (S. 22)

Das Buch hat 3 Teile: a) den Auftakt, b) Szenen (Beispiele) und c) den Ausblick. Die kommentierten Beispiele, der Hauptteil des Buches S. 47 – 129, ist vollgespickt mit einzelnen Initiativen, die viel Anregung geben, hier auch selbst initiativ zu werden, sein eigenes Lernen zu überdenken und in die digitale Spur zu bringen.

Im Teil Ausblick (S. 133 – 183) weisen die Autoren durchaus darauf auf Gefahren hin: „Wenn aber Datenanalysen missbraucht werden, um die Schwächeren auszusortieren anstatt sie zu fördern, dann wird das Bildungssystem noch ungerechter, als es heut schon ist.“ (S. 148) Denn das ganze System funktioniert nur im Tauschhandel „Daten gegen Zugang zur Bildung“. Und hier ist die Politik gefordert:

Um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und zugleich unsere Kinder zu schützen. brauchen wir eine politische Debatte, verbindliche Regeln, mehr Datensouveränität statt mehr Datenschutz und eine Selbstverpflichtung aller Beteiligter. (S. 151)

Die Autoren kommen zum Schluss:  Im Bildungssektor und in der Pädagogik bleibt kein Stein auf dem anderen – und Aussitzen ist keine Lösung.

Das Buch ist ein flammender Appell der Autoren an die alte Bildungsnation Deutschland, diese Revolution nicht zu verschlafen und die alten Bildungsideale mit den Potenzialen des digitalen Zeitalters wiederzubeleben. Deutschland darf den Anschluss nicht ganz verpassen, hat im Gegenteil noch gewaltig aufzuholen.

Wie immer man zum „lebenslangen Lernen“ steht: Die digitale Bildungsrevolution ist eine große Chance für denjenigen, der sie nutzen kann – und dafür ist das Buch ein guter Wegweiser.

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Ein Kommentar

  • Die Frage ist allerdings, ob die Bertelsmann-Stiftung hier nicht in erster Linie Werbung für „digitale“ Produkte macht, mit der dann die Bertelsmann AG Gewinne erzielt. Der normale Schulunterricht könnte durchaus ohne digitale Geräte stattfinden, zumal in den Schulen keine Experten zur Verfügung stehen, die diese Geräte warten bzw. am Laufen halten. Zudem veralten sie extrem schnell und müssen alsbald ersetzt werden. Wer soll das bezahlen? Eine einmalige Initiative des Bundes wird da auf Dauer nicht ausreichen. Wer also kommt für die Folgekosten auf?

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