Duane Elgin: Das lebende Universum

EIN Kennzeichen des neuen Zeitalters ist es, dass wir den Kosmos als LEBENDIG wahrnehmen. Mir fällt ein Buch in die Hände mit dem Titel: „Das lebendige Universum. Woher wir kommen. Wohin wir gehen.“ Der Autor ist mir nicht fremd. Ich habe von ihm schon „Ein Versprechen für die Zukunft“ gelesen.
Das Buch ist unscheinbar, der Verlag auch, doch es hat es in sich! Wir suchen ja nach der Versöhnung von Wissenschaft und Spiritualität. Für mein Verständnis hat das Buch dazu einen neuen Schlüssel gefunden!

Wir brauchen ein „großes Erwachen“. Dazu gehört nicht nur, dass wir den Mut haben, mit einem klaren Blick auf den Schlamassel zu sehen, den wir Menschen auf dem Planeten angerichtet haben. Genau so wichtig ist es, eine Zukunftsvision zu entwickeln, die unsere Kräfte frei setzen kann.

Die grundlegendste Herausforderung für die Menschheit ist möglicherweise, über die Not hinaus zu sehen und Zukunftsperspektiven mit großartigen Chancen zu visualisieren. In einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung setzen wir das um, für was wir uns halten. Die Archetypen und Geschichten, die wir uns selbst vorhalten, verhalten sich wie Lichtstrahlen, die uns in die Zukunft lenken. (S. 18)

Das Buch von Duane Elgin durchzieht drei Fragen an die Menschheit:

  • Wo stehen wir?
  • Wer sind wir?
  • Wohin gehen wir?

Wo stehen wir?

Wir sind mehr als nur biologische Wesen. Wir haben einen kosmischen Bezug. Und da macht es einen gewaltigen Unterschied aus, ob wir glauben, in einem toten oder lebendigen Universum zu leben:

  • Ist das Universum gleichgültig oder uns freundlich gesonnen?
  • Geraten wir als Menschheit im Universum in Vergessenheit oder bleiben wir in Erinnerung?
  • Sollen wir uns abgrenzen oder zusammentun?
  • Was ist unser Lebensstil: Konsumverhalten oder bewusste Schlichtheit?
  • Sind wir voneinander getrennt oder miteinander verbunden?
  • Wer und was sind wir in einem toten und einem lebenden Universum?

Duane Elgin stellt sechs gut belegte wissenschaftliche Erkenntnisse dar, die die Lebendigkeit des Universums nahe legen (ohne es BEWEISEN zu wollen):

  1. Das Universum ist eine EINHEIT.
  2. Das Universum schwimmt in einem Meer von Hintergrundenergie („Nullpunktenergie“), wird energetisch durchflutet.
  3. Das Universum erneuert (regeneriert) sich ständig.
  4. Es existiert auf allen ebenen des Universums BEWUSSTHEIT (auch die Quantenwelt ist eine Welt der bewussten Wahl).
  5. Überall herrscht Entscheidungsfreiheit. Das Universum ist eine „kollektive Improvisation“ (S. 66)
  6. Das Universum hat die Fähigkeit, sich selbst zu reproduzieren. (Das Mutteruniversum gebiert Tochteruniversen.)

Zusammenfassend: „Da das Universum offensichtlich jedes Schlüsselkriterium für ‚Lebendigkeit‘ erfüllt, lassen gegenwärtige Forschungsergebnisse die Schlussfolgerung zu, dass das Universum ein Lebenssystem ist.“ (S. 68) Wir sind nicht allein. Wir sind Teil eines lebenden Körpers, eines frei fließenden Organismus.

Wer sind wir?

In diesem Kapitel legt Duane Elgin klar, dass alle Weltreligionen (in ihrem mystischen Kern) das Universum nie anders gesehen haben als lebendig. Verblüffend finde ich dabei die zitierte Aussagen von Meister Eckhart:

Gott erschafft das gesamte Universum völlig und gänzlich jetzt in der Gegenwart. Alles, was Gott erschaffen hat … erschafft Gott jetzt auf einen Schlag. (S. 76)

Oder die Lehre Buddhas,

dass jeder durch Meditation und spirituelle Nachforschungen aus dem Schlaf der Unkenntnis erwachen kann, um das Wesen des Universums und damit sein eigenes Wesen unmittelbar zu erkennen. (S. 82)

Oder ein Mystiker unserer Tage, Alan Watts:

Der Anfang des Universums ist jetzt, denn alles entsteht in diesem Augenblick, und das Ende des Universums ist jetzt, denn alles vergeht in diesem Augenblick. (S. 84)

Beide Kapitel fasst Duane Elgin mit atemberaubenden Sätzen wieder zusammen:

Trotz der großen Vielfältigkeit und historischen Unterschiede der Menschheit – wenn die Weisheitstraditionen der Welt die empirisch erfassten Tiefen der Existenz durchdringen – tritt ein generelles Verständnis zu Tage, das auch den Erkenntnissen der Wissenschaft entspricht. Dieses Verständnis ist absolut verblüffend: Wir leben in einem lebendigen Universum, das sich von Augenblick zu Augenblick als vereintes Ganzes zeigt. Das Universum ist eine lebende Einheit, die ständig von dem Durchfluss enormer Energiemassen erhalten wird, und das in einem unsagbar riesigen und äußerst lebendigen Prozess der unglaublichen Präzision und Kraft. Wir sind Wesen, die vom Universum genauso bewohnt werden, wie Wesen sind, wie das Universum bewohnen. Die Einheit der Existenz ist keine Erfahrung, die zu erschaffen ist, sondern ein sich ständig manifestierender Zustand, der nur darauf wartet, von uns erkannt und ins Bewusstsein gerufen zu werden. Die „Macht des Jetzt“ kommt durch die Tatsache, dass das  ganze Universum als ein extrem präziser Fluss im Jetzt auftritt. Wenn wir uns im Jetzt befinden, reizen wir auf der Welle der fortwährenden Schöpfung. Jeder Moment ist eine brandneue Bildung des Universums, die nahtlos und makellos aufsteigt. (S. 91)

Gott, was für eine Wahrheit! Hier treffen sich Spiritualität und Wissenschaft im Atem des JETZT. Hier liegt der SCHLÜSSEL für eine INTEGRATION.

Duane Elgin „beschreibt“ folgende Eigenschaften des „Mutteruniversums“:

  • Überall gegenwärtig.
  • Nicht einschränkend.
  • Absolut unparteiisch.
  • Ultimativ unbegreiflich.
  • Bedingungslose Liebe.
  • Zutiefst schöpferisch. (S. 99 – 100)

Tiefsinnig ist sein Verständnis unseres Seelenkörpers:

  • Die Seele ist ein Körper aus Licht („… das physische Licht, das die Außenwelt erhellt, (ist) nur eine blasse Reflexion ihrer tieferen, nichtphysischen Ausstrahlung.“ – S. 109).
  • Die Seele ist ein Körper aus Musik („Brahman manifestiert alles, ob groß oder klein, im Universum in Form von Schwingungen“ – S. 113 / „Um die Musik unseres Lebens zu spielen, müssen wir geübte Musiker unserer Seele werden …“ – S. 114).
  • Die Seele ist ein Körper aus Liebe („… wahre Liebe ist in Wahrheit dasselbe wie Bewusstsein. Beides ist identisch“ – S. 116)
  • Die Seele ist ein Körper aus Wissen („Das Wesen der Seele ist das Wissen an sich. Wenn wir in unserem Seelenwissen ruhen, gibt es keine Distanz zwischen dem Wissenden und dem, der weiß.“ – S. 118).

Wohin gehen wir?

Die Erkenntnis, dass wir dem ENDE oder einer WENDE entgegen steuern, findet bei Duane Elgin eine schöne Ausdrucksweise:

Wenn das Universum damit beschäftigt ist, die Entwicklung selbstorganisierter Systeme auf jeder Ebene zu fördern, wie passt dann unsere Reise des Erwachens mit dem evolutionären Bestreben der Natur zusammen? Wenn wir gegen die Natur ankämpfen, kämpfen wir gegen uns selbst an, und unsere Entwicklungsreise wird ein Trip der Entfremdung und Frustration werden. Wenn wir mit dem Kosmos zusammenarbeiten, dienen wir unseren tiefsten Potenzialen, und unsere Reise wird befriedigend und lehrreich werden. …

Während wir erwachen, wacht der Kosmos auch auf. (S. 131)

Und jetzt kommt es (für mich die zentralen Sätze des Buches):

Zwei bemerkenswerte Dynamiken sind am Werk. Die erste Dynamik wird oft „die Geschichte des Universums“ genannt und handelt davon, wie das Universum sich mit der Zeit entwickelt hat. Die Geschichte des Universums stellt die Menschheit als Nachfolger eines riesigen Stammbaums der Schöpfungsgeschichte dar, der sich über die vergangenen 14 Milliarden Jahre erstreckt. Die zweite Dynamik ist das, was ich das „Große Erwachen“ nenne, und sie handelt davon, wie die Menschheit fortlaufend in das Wunder des Universums als neue Schöpfung eines jeden Augenblicks erwacht. Während die Geschichte des Universums eine erstaunliche Erzählung über die „horizontale“ zeitliche Entwicklung liefert, fügt das Erwachen in ein lebendiges Universum eine weitere Dimension hinzu: die „vertikale“ zeitliche Entstehung des Kosmos. Die Geschichte des Universums konzentriert sich auf die Evolution des Universums über einen Zeitraum hinweg, während sich das lebendige Universum darauf konzentriert, dass das Universum in der Zeit erschaffen wird. …
Unser Erwachen zu einem neuen Verständnis vom Universum in seiner horizontalen und seiner vertikalen Seite bedeutet eine erstaunliche und außergewöhnliche neue Vorstellung davon und wir als Spezies uns befinden. (S. 135, 136)

Duane Elgin räumt ein, dass wir uns von der Natur abgespalten und uns von ihr entfernt haben. Das sei aber kein Frevel, keine Sünde („Trennung“), sondern notwendig gewesen.

Statt eines evolutionären Umwegs war unsere fortschreitende Abspaltung von der Natur für unseren Lernprozess und die Kreis als Spezies notwendig. Doch unser Lernprozess ist erst zur Hälfte vollendet. Wir gehen zu unserer Prüfung über, die uns herausfordert, die Richtung zu ändern und uns mit dem lebendigen Universum und der ewigen Lebendigkeit in unserem Inneren wieder zu verbinden. S. 144)

Die Wissenschaft … entdeckt das Wunder eines lebendigen Universums. Das Heilige kehrt in die Welt zurück. (S. 148)

Wie wir uns auf die Heimreise vorbereiten

Duane Elgin stellt uns, die Menschheit, vor sechs Aufgaben:

  1. Unsere Geschichte vom Erwachen gemeinsam umsetzen
  2. Reflexion und Versöhnung kultivieren
  3. Einfach und umweltschützend leben
  4. Neue Arten von Gemeinschaft schaffen
  5. Medienbewusste Bürger dieser Erde werden
  6. Unsere wahren Begabungen in die Welt einbringen (S. 163 – 189)

Dabei wird die Seele der entscheidende Evolutionsfaktor sein:

Die kommenden Jahrzehnte werden die Seele unserer Spezies offenbaren und die Chance auf den Übergang von einer großen Flugbahn des Lernens und der Entwicklung in die nächste bieten. (S. 165)

Wenn wir diese vier Archetypen (das sind Seelen-Bilder, J.S.) kombiniert, lässt suich das Zukunftsversprechen so zusammen fassen: Die Menschheit befindet sich auf einer heroischen Reise des Erwachens in die erstaunliche Realität, dass wir Wesen mit einer Verbundenheit zu und Teilnahme am Kosmos sind, die gerade lernen, wie man in einem lebendigen Universum lebt. (S. 169)

Wenn diejenigen, die gelitten haben, ihre Geschichten in der Öffentlichkeit darlegen können und authentisch angehört werden, wird die Heilung der Seele der Menschheit echt sein. (S. 173 f.)

Ephemerisierung bedeutet die gleichzeitige Entwicklung des Inneren und des Äußeren, des Bewusstseins und der Materie. Der ephemere Fortschritt verleugnet zwar nicht die materielle Seite des Lebens, doch er braucht eine neue Beziehung, bei der sich die materiellen und nichtmateriellen Aspekte des Lebens gemeinsam weiterentwickeln. (S. 177)

Wir erkennen die Bedeutung unseres Lebens an der Größe unserer Seele statt an der Größe unseres Hauses, Autos oder Sparkontos. (S. 178)

Wahre Gaben sind die Dinge, die vom Herzen und der Seele kommen – Aktivitäten, die uns leicht fallen, die wir automatisch meistern und die uns und anderen Freude machen. (S. 187)

Unser Körper ist ein biologisch abbaubares Mittel, damit wir lernen, dass wir feinstoffliche Wesen aus Licht, Liebe, Musik und Wissen sind ( = Seelenwesen, J.S.) (S. 188)

Mein Fazit: Ich habe in noch keinem Buch die „Schnittstelle“ der Verbindung zwischen Wissenschaft und Spiritualität gelesen wie in diesem: das Kreuzen der horizontalen Dimensionen der Wissenschaft mit der vertikalen Dimension der Spiritualität. WOWWW!

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