Ervin Laszlo: Was ist Realität?
Untertitel: Neue Karte von Kosmos und Bewusstsein
Der Autor Ervin Laszlo ist ein Wissenschaftler und geht streng wissenschaftlich vor. Bereits das Vorgängerbuch „Unsterbliches Bewusstsein“ hat empirische Fakten gesammelt, die beweisen, dass ein Bewusstsein jenseits des Gehirns wissenschaftlich nahezu bewiesen ist. („Nahezu“, weil es nahezu niemals 100%ige Beweise gibt, wie Karl Raimund Popper 100% bewiesen hat …) Das Buch sollte als empirische Grundlage von „Was ist Realität?“ im Zweifelsfall herangezogen werden. (> Meine Buchbesprechung)
Wer noch im alten Sinne behauptet „Ich bin Realist!“, den wird dieses Buch schockieren und sein Weltbild komplett erschüttern.
Das neue Buch von Laszlo „Was ist Realität?“ setzt nun als Grundprinzip voraus, dass das Bewusstsein das PRIMAT ist und die Materie das „Epiphänomen“ der Energie und Materie als „gefallenes Licht“ sieht. Doch wie ist der Zusammenhang zwischen Bewusstsein und Materie/Energie nun wissenschaftlich zu erklären? Hier entfaltet Laszlo etwas, das er „Die Neue Karte“ nennt, eine „Paradigmen-Verschiebung“. Er geht davon aus: Alles ist Energie, alles ist Schwingung.
Das kommt uns doch aus der „esoterischen Szene“ bekannt vor! Das ist also nicht das Neue. Zu den 7 Grundprinzipien des Lebens gehörte nach Thot Hermes Trismegistos (ca. 3.000 v. Chr.): Alles ist Schwingung. Also ist dies eine Erkenntnis von über 5.000 Jahren. Ein anderes hermetisches Grundprinzip lautet: „Alles ist GEIST“; eine andere Formulierung für das Primat des Bewusstseins, also auch schon 5.000 Jahre alt!
Teil 1 – Die neue Karte
NEU ist, dass ein Wissenschaftlicher jetzt auch diese esoterischen Grundprinzipien nach wissenschaftlichen Kriterien erklärt. Das Buch „Unsterbliches Bewusstsein“ liefert die empirische Grundlage, dieses Buch „Was ist Realität?“ darüber hinaus den theoretischen Überbau.
„Die fundamentale Realität ist nicht Materie, sondern Energie, und die Naturgesetze sind keine Regeln für mechanische Interaktionen, sondern „Anweisungen“ oder „Algorithmen“, die Energiemuster verschlüsseln.“ (S. 39)
Diese in der Wissenschaft „neue Karte“ (Paradigmen-Verschiebung) bedarf sicher auch neuer Begriffe und die liefert Laszlo. Bewusstsein und Materie sind also nur Schwingungen unterschiedlicher Art. Diesen Schwingungen wohnt eine Intelligenz inne:
Demnach stellen weder Bewusstsein noch Materie die Basisrealität dar, sondern. Die Basisrealität ist die Intelligenz, welche die Schwingungscluster, die als objektähnliche und bewusstseinsähnliche Phänomene auftreten, koordiniert. (S. 44)
„Objektive“ physikalische Phänomene und „subjektive“ geistige Phänomene unterscheiden sich nur phämomenologisch, nicht aber kategorisch voneinander.“ (S. 69)
Weiter mit der Neubewertung des Lebens:
Im Universen entstanden komplexe objektähnliche Cluster, und zu ihnen gehören auch jene, die wir als lebendige lebendige System bezeichnen. Die komplexeren unter diesen oszillierten über eine weite Frequenzbandbreite hinweg und umfassen sowohl hochfrequente objektähnliche wieder niederfrequente bewusstseinsähnliche Cluster. (S. 44 f.)
Und noch ein weiteres Zitat im Zusammenhang mit der Quantenwelt:
Das Quantenvakuum stellt die Tiefendimension des Kosmos dar: die In-Formationsquelle der Cluster, welche sich innerhalb der Dimension des erregten Zustands manifestieren. Je näher die Cluster der Tiefendimension kommen, desto mehr sind sie von der Intelligenz in-formiert, die dem Kosmos innewohnt. (S. 47)
An solche Terminologie müssen wir uns im neuen Paradigma gewöhnen.
Folgender Satz ist für mich auch ein wesentlicher Teil des „neues Paradigmas“:
Wahrscheinlich müssen wir die Idee aufgeben, dass Raum und Zeit die Grundelemente der Realität sind. Raum und Zeit sind offenbar einem Urgrund purer Geometrie (Hervorhebung JS) entsprungen – einer Tiefendimension, die nicht IN der Raumzeit liegt, sondern die Raumzeit IN-FORMIERT. (S. 52)
So wird die „Heilige Geometrie“ mitsamt der Zahlenmystik ein Teil des neuen Paradigmas. Diese Integration erfreut mein Herz ganz besonders!
Laslow plädiert auch für den alten Begriff des Äthers (auf Pythagoras zurückgreifend), um der tiefsten Schwingungsebene einen Namen zu geben.
Bei der Klärung des Bewusstseins weist er darauf in:
So etwas wie Farbe oder Klang gibt es im Universum ebenso wenig wie Materie. (S. 68)
Mit anderen: wenn wir das ABSOLUTE des Bewusstseins „verstehen“ wollen, müssen wir diese In-Formatiertheit des Gehirns von alledem lösen, was das Gehirn als relative „Deutung“ (wie Ton und Farbe) dazutut.
In dem Kapitel EXISTENZ hat mich gleich die Einleitung gefallen, Laszlos Interpretation der berühmten Worte von René Descartes „Copgito ergo sum.“
Wenn ich denke und verstehe, dann bin ich bewusst – und wenn ich bewusst bin, dann existiere ich, und zwar als Teil des Kosmos. … Doch wir können noch weiter gehen und behaupten: Ich existiere, solange ich bewusst bin.“ (S. 73)
Aus alledem entsteht auch eine neue „Karte der Existenz“:
Das Realitätsverständnis, welches sich im 21. Jahrhundert Bahn bricht, greift altes Wissen auf und „erkennt“ dies gleichsam „wieder“ und „an“. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Überlieferung mit ihrer Sicht auf das Wesen der Existenz richtiglag. Existenz in der Welt ist weder Linear noch endlich, sondern zyklisch und kontinuierlich. (S. 89)
Wenn der Körper eines Individuums stirbt, dann hört es nicht zu existieren auf, sondern wechselt lediglich von dem multifrequentierten in den reduzierten niederfrequenten Schwingungsmodus.“ (ebenda)
Teil 2 – Erkundung der neuen Karte
Im zweiten Teil (S. 103 – 228) sind es 15 herausragende Geistesgrößen (von einer Schamanin und Mystikerin einschließlich seinem Sohn Alexander), die aus ihrer Sicht die „Neue Karte der Realität“ in kleinen „Referaten“ beleuchten. Dazu gehören so namhafte Wissenschaftler wie Nassim Haramein, Allan Combs, Jean Hauston, Gary Zukav (um nur die zu nennen, die mir bekannt sind). Nicht zu vergessen die lobpreisenden Worte für die neue Karte von bekannten Menschen wie Dr. Jane Goodall, Hazel Handerson, Doktor Larry Dossey oder Dr. Eben Alexander. Vorwort und Einleitung zum Buch haben Deepak Chopra und Stanislav Grof geschrieben. Kurz: Die weltweiten Bewusstseins-Pioniere des „neuen Paradigma“ applaudieren! (Ken Wilber fehlt mir in der Runde, keine Ahnung.)
Hier erfüllt Ervin Laszlo die 3. Voraussetzung eines neuen Paradigmas: die Diskussion und Akzeptanz in der Gemeinschaft der Bewusstseins-Pioniere.
Teil 3 – Der Sinn
Dieser Teil als Schlussfolgerung ist der aufregendste. Die (angeblich) wertfreie materialistische Wissenschaft fragt zwar nach dem Zweck, nicht aber nach dem Sinn des Ganzen.
Aus wissenschaftlicher Sicht sind die Grundkonstanten des Uni-/Multi-Versums dermaßen kohärent, dass die Vermutung nahe liegt,
… dass alle Parameter des Universums mit allen anderen Parametern fein abgestimmt sind und alle zusammen mit den übergreifenden Dimensionen kohärent sind. (S. 236)
Und die lassen den „Zufall“ nicht mehr gelten. Die notwendige Entwicklung läuft aber auf den „Selbstmord“ des physikalischen (!) Universums hinaus (Stichwort: „Wärmetod“, Entropie), selbst wenn es noch Milliarden von Jahren dauern sollte. Der Tod kann aber nicht der Zweck des Lebens sein. Was für einen SINN steckt hinter dem Tod des Universums?
Mit jedem Tod legt das universelle Bewusstsein (der GEIST) eine Hülle ab, um für die nächste Bewusstseinsstufe sich eine noch komplexere körperliche Hülle eines noch komplexeren Universums zu schaffen. Für ein ewiges Bewusstsein sind selbst 20 Milliarden Jahre der Entstehung und dem Tod eines Universums nur ein Aus- und Einatmen.
Dieser Zyklus beginnt immer wieder von vorne, doch währenddessen steigt das entwickelte Bewusstsein zu immer höheren Existenzformen auf und schwingt tiefer und tiefer, bis es mit der Intelligenz des kosmischen Grundzustandes im Einklang ist. Auf dem Höhepunkt dieser Evolution erlischt das manifeste Universum, und das entwickelte Bewusstsein wird mit der Intelligenz eins. Das ist dann die letzte und alleinige Realität des Kosmos. (S. 247)
Mein Fazit:
Ich habe in letzter Zeit in meinem Blog einige Werke zu Pater Teilhard de Chardin besprochen. Auch wenn Ervin Laszlo nicht vom „Punkt Omega“ und vom „Kosmischen Christus“ direkt spricht. ist sein Buch für mich eine wunderbare Bestätigung von Teilhard de Chardin – mit anderen Worten und auf der Höhe der postmodernen Wissenschaft. Das lässt mein Herz wirklich höher schlagen!
Und doch stellt sich mir nach dem Lesen des Buches die Frage „Und was ist die Seele?“ Die Frage wird nicht direkt behandelt, doch es gibt Anknüpfungspunkte. Was wäre, wenn Laszlos „Akasha-Feld“ ein anderes Wort für die Seele des Universums ist?! Ein neues Paradigma regt immer dazu an weiterzudenken, es in seiner Tragfähigkeit weiter zu erkunden.
Kurz: Wer sich in seinem Bewusstsein in diesen Feldern bewegt, für den ist dieses Buch Pflicht. Hier bekommt die Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität eine neue, tragende Säule.
Der Link zu AMAZON:
Was ist Realität? Die Neue Karte von Kosmos und Bewusstsein