Fritz Stege: Musik – Magie – Mystik

Das Buch handelt von Musik, das Okkulte, das Verborgene, das Geheimnisvolle in der Musik.

Die Mystik in der Musik ist ihre kosmische Herkunft, die Sphärenmusik, die Töne der kosmischen Harmonie. „Was haben denn die Sterne mit der Musik gemeinsam? Antwort: Die Zahl.“ (S. 94) Und schon sind wir wieder Pythagoras auf der Spur, diesmal über die Musikwissenschaft!
Die Magie der Musik ist ihre Wirkung auf den Menschen, da, wo sie zum Beispiel heilsam ist, „die Erzielung außer-künstlerischer Wirkung mit künstlerischen Mitteln (S. 179).

Das Buch ist 1961 erschienen und bringt sehr quellenstark den Stand dieser Zeit zum Thema zusammen. Der Autor Fritz Stege (geb. 1896, gest. 1967) hatte schon 1925 ein damals viel beachtetes Buch unter dem Titel „Das Okkulte in der Musik. Beiträge zu einer Metaphysik der Musik“ geschrieben. Das hier besprochene ist sozusagen sein Lebenswerk und in der Thematik als Klassiker zu sehen.

Teil 1: Musik des Lebens

Die Interpretation des Lebens als harmonische oder disharmonische Musik. Solange die Menschen von den äußeren Tönen des Krachs übertönt werden, hören sie die inneren Töne nicht mehr – oder auch die subtilen Töne des Kosmos. (So ist F der Grundton der Erde; S. 42) Krach und Lärm symbolisieren Chaos. Wenn das Leben auf eine neue, harmonische Ordnung ausgerichtet werden will, denn auch über das Hören der inneren Musik, ja des eigenen persönlichen Grundtons (S. 24). Alles Lebendige hat eine Schwingung und damit einen eigenen Ton. Es sind die Frequenzen der Seele. Es ist „die Musik der Stille“.

„Harmonische“ Beziehungen einzugehen ist Sinn und Ziel der Menschheit wie der Musik.“ (S. 29)

Die musikalische Struktur des Kosmos und des Lebens zeigt sich in Zahlenverhältnissen. So ist die „Verhältnisreihe 1 : 2 : 3 : 4 usw. gleich Grundton, Oktave, Quinte, Quarte usw“ (S. 55) „Leibniz erklärte die Musik als ein unbewusstes Zählen der Seele.“ (S. 56)
Musik ist auch Architektur, und jedes Gebäude hat seine eigenen Melodie. (S. 58)  Es gibt auch eine Beziehung zwischen Ton und Licht, Ton und Farbe und ist durch den Faktor pi = 3,1416 bestimmt (S. 69).

Der Autor fasst zusammen:

Das menschliche Leben gehorcht einer musikalischen Gesetzmäßigkeit. Für die Natur gelten die gleichen musikalischen Regeln wie für die Menschen. Musik ist Leben – und das Leben ist Musik. (S. 63)

Aber auch diese vielen Urphänomene einer „latenten“ Musik innerhalb eines nicht erklingenden, jedoch tonbereiten Lebensraums sind nicht Ursache, sondern Wirkungen einer höheren geistigen Ordnung, deren Ursprung sich im KOSMOS, im Geheimnis der SPHÄRENHARMONIE verbirgt. (S. 82)

2. Teil: Musik und Kosmos

Symbole sind Urworte des Menschen (S. 94) Dabei sind Zahlen „als ‚Monade‘, als unteilbare Einheit, der Ausgangspunkt allen Seins“, … „pythagoräische Urphänomene“ (S. 94). Zahlen gelten als Töne und ein Ton löst eine Zahlvorstellung aus. (S. 95)

Vieles, aber auch Abfälliges, ist über die „spekulative Mystik“ ältester Zahlentheorien geschrieben worden. Aber man übersieht dabei, dass die Zahl heute zu toten Formen begrifflichen Denkens entwertet ist, während sie einst als lebendiger, sinnvoller Organismus galt, der die Menschheit in ihren inneren Beziehungen zum All, zum Kosmos brachte. Haben wir Anlaß, uns unserer „Fortschrittlichkeit“ zu rühmen, die den Verstand über die Seele stellt und uns den erhabenen Symbolismus der Zahlenwerte vergessen ließ“ (S. 100)

Was wäre, wenn wir unser Raum-Zeit-Koordinatensystem des Verstandes erweitern würden um das Zahl-Ton-Koordinatensystem der Seele? (S. 105)

„Im Anfang war die Harmonie“ (S. 140), harmonische Verhhältnisse. „Pythagoras sagte nicht, daß die Bewegungen der Himmelskörper eine Musik verursachen, sondern daß sie es selbst seien.“ (S. 152) „Gott schuf die Welt aus Musik!“ (S. 155)

Der Begriff der SPHÄRE ist ein zentraler Begriff der Wissenschaften. So unterteilen wir die“Biosphäre“ in Hydrosphäre (Wasser), Litosphäre (Erde) und Atmosphäre (Luft). Die „Heliosphäre“ (Sonne = Feuer) ist unser Sonnensystem. Und nicht zu vergessen die Begriffe „Geosphäre“ und „Ökosphäre“.

Ist es nicht bemerkenswert, wenn in der exakten Wissenschaft der Gegenwart immer wieder der Begriff der Sphärenharmonie auftaucht? (S. 163)

Und auch hier wieder die Zusammenfassung des Autors:

Man mag den weiten Weg unserer Betrachtung, die von Pythagoras bis zur Atomphysik geführt haben, mit Anteilnahme oder mit Skepsis gegenüber einer Realität der Sphärenharmonie verfolgt haben – einen Gewiss bedeutet alleine schon die Erkenntnis, daß das Spiel der Töne sich nicht auf rein physikalisch-akustischer Ebene vollzieht, sondern daß Kräfte des Geistes beteiligt sind, die ungeahnten seelischen Tiefen entsteigen und noch ihrer letzten Deutung harren. (S. 165)

3. Teil: Magische Musik

Musik wird magisch durch ihre Wirkung. Hierbei hebt der Autor die heilende Wirkung der Musik hervor, die Musiktherapie. Schon NOVALIS meinte: „Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem, die Heilung eine musikalische Auflösung. Je kürzer und dennoch vollständiger die Auflösung, desto größer das musikalische Talent des Arztes.“ (S. 234)

Auch dieser Aspekt ist wieder bei Pythagoras und den Pythagoräern anzutreffen: „Die seelisch Kranken tröstete er mit Musik, er hatte auch Lieder gegen körperliche Leiden, zum Vergessen der Trauer, zur Stillung des Zorns und Austilgung der Leidenschaften.“ (nach Prophyrius, S. 235). Bei ihnen war „Musik als Heilfaktor“ gesehen.

Die „magische“ Musik, geboren aus dem Aberglauben, dem Primitivismus, hat in der Musikheilkunde ihren höchsten Ausdruck gefunden. (S. 247)

4. Teil: Spirituelle Musik

In diesem letzten Teil folgt der Autor der Rolle der Musik im Bereich der Spiritualität. So betrachtet er MEDITATION als „heimliches Lauschen“, die „Versenkung in die eigene Innerlichkeit“ (S. 258). Er öffnet damit die Thematik, ob man die kosmische Sphärenmusik wirklich HÖREN könne. Er geht dem Phänomen nach, dass viele Menschen (z.B. Nonnen, Spiritiisten, aber auch Komponisten) „rätselhafte Musik“ wie Sterbeklänge oder Traumklänge hören können. Mozart hat „viele (!) seiner Werke geträumt“. Es ist letztlich Ausdruck von HELLHÖRIGKEIT, einem höheren Sinn, den auch Pythagoras in seiner Mysterienschule lehrte.

Umgekehrt gilt auch, dass der „Tonsetzer auf einer Stufe mit dem ‚Medium‘ der okkulten Sphären steht“ (S. 295) und „daß der melodische Einfall, ‚direkt aus dem Äther kommend‘, absolute Offenbarung letzter Geheimnisse ist“ (S. 301).

Damit schließt sich der Kreis, der vom Menschen über die Natur zum Kosmos führt und vom klangerfüllenden Universum wieder zurück zum schaffenden Künstler … nun ahnen wir in Gläubigkeit, welche Bedeutung die ‚Harmonie der Sphären‘ für die irdische Harmonie gewinnt … (S. 304 f.)

Der Urton ist „die Uridee alles musikalisch-Schöpferischen“ (S. 305) Bei dem disharmonischen Getöse und Krach in der Welt hofft der Autor auf eine „Revolution der Seele“, um unser Leben wieder in Harmonie mit der göttlichen Ordnung zu bringen.

Mein Fazit: Als Musikwissenschaftler gelingt es Fritz Stege den mystische und magische Aspekt harmonischer Musik aufzudecken. Er versöhnt das Okkulte mit der Wissenschaft über die Musik. Umgekehrt aber auch die Weltgesetze als musikalische Ordnung zu interpretieren. „Im Anfang ist die Harmonie“ ist eine Aussage, die unser rationales Weltbild (in Raum-Zeit-Strukturen eingebettet) erschüttern kann. Jenseits der Raumzeit liegt die Sphärenharmonie als Klang und Zahlensymbolik. Das Buch ist auch eine großartige Bestätigung der Lehre des Pythagoras und der Pythagoräer.

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