Käßmann/Wecker: Entrüstet euch!
Untertitel: Warum Pazifismus für uns das Gebot der Stunde bleibt
Texte zum Frieden
Was ist der Inhalt einer spirituellen Politik, der Inhalt einer politischen Spiritualität? Die Frage in dieser Klarheit gestellt, legt die Antwort schon nahe: Frieden als „Liebe in Aktion“.
Wenn wir das „Reich Gottes“ auf der Erde manifestieren wollen, dann ist es das Reich des Friedens. Schluss mit all diesen „Kriegsgöttern“! (Möge auch der Planet MARS einmal einen anderen Namen bekommen, den Namen eines Engels.)
Auch ein wahrer Humanismus kann gar keine andere Vision haben als die des weltweiten Friedens als Basis des Gedeihens der Menschheit.
Ich bin vor mir selbst erschrocken, dass mir dies in dieser Klarheit erst jetzt und erst durch dieses Buch bewusst wird. Es bedurfte 117 Buchbesprechungen in meinem Blog, um die Kategorie FRIEDEN neu einzuführen. Ich kann mich noch schämen.
Dem Frieden eine deutliche Stimme geben!
Überall tönt es wieder nach weltweitem Krieg, der „Verteidigung des christlichen Abendlandes“ gegen den „islamischen Terror“. Unsere Gehirne werden wieder vernebelt und auf Krieg eingestimmt. Der Bundespräsident und die Grünen stimmen in den Kriegs-Chor ein, auch das deutsche Militär habe dabei seiner Verantwortung gerecht zu werden. Die Stimmung im Lande wird auf Kriegsbereitschaft hochgekocht, unser Bewusstsein wieder militarisiert.
Da ist dieses Buch ein stimmenvolles FANAL: NEIN, nicht mit uns! Wer einigermaßen einen gesunden Menschenverstand hat, der ist sich um Zusammenhänge jüngster Geschichte bewusst. Ohne den Krieg in Afganistan, Irak, Naher Osten würde es keinen „islamischen Terror“ geben. Jeder Krieg ist Terror und ruft nur weiteren Terror hervor. Wenn wir das in den letzten Jahren nicht gelernt haben sollten, dann lernen wir NICHTS aus Geschichte. Die Zusammenhänge sind doch so offensichtlich! Diese Gewaltspirale, dieser Teufelskreis (im wahrsten Sinne des Wortes) muss doch einmal durchbrochen werden. Wenn nicht JETZT, wann dann?!
Wir werden entweder eine Menschheit haben, die ohne Krieg auskommt, oder eben gar keine Menschheit mehr. (S. 14)
Es muss endlich Schluss sein mit diesem ganzen Wahn von „Heiligen Kriegen“. Am Krieg ist nichts Heiliges, wie auch immer ideologisiert. Es ist vielmehr „das größte Verbrechen den Menschheit an der Menschheit“ (Helene Stöcker, S. 7 des Buches).
Das Buch von Käßmann/Wecker ist die geballte Kraft der Stimme des Friedens, eine machtvolle Friedens-Demonstration in der Form eines kleinen Büchleins.
Was haben die klarsten Stimmen des Friedens zu sagen?
Da sind erst einmal eine Frau und ein Mann. Was für ein „Duett“, was für ein „Paar“! Möge es ein Symbol für eine neue Friedens-Partnerschaft zwischen Mann und Frau sein: eine Frau der Kirche, ein Revolutionär für eine ehrliche und gerechte Welt. Mögen sich hier Welten im Kampf für den Frieden vereinen. Unsere alten, politischen Feindbilder lösen sich (Gott sei Dank) auf. Wir hoffen, dass der FRIEDE zum Papst geworden ist, auch wenn die Hoffnungen in der Vergangenheit schon oft getäuscht wurden ist. Nicht das Geschlecht alleine macht den Unterschied, nicht die Hautfarbe alleine, nicht die Worte alleine. Es sind die Taten, die letztlich einen Unterschied machen.
Margot Käßmann und Konstantin Wecker sind nicht nur Herausgeber dieser stimmenvollen „Texte zum Frieden“. Sie sind auch die Hauptautoren: ein Radio-Interview mit beiden: „Für eine starke Stimme des Pazifismus“, „Lieder zum Frieden von Konstantin Wecker“, das „Plädoyer für eine Prima Ratio“ von Margot Käßmann (eine Klärung des Friedens-Gottes im alten und neuen Testament), der zusammenfassende Beitrag von Konstantin Wecker: „Der Frieden braucht eine Revolution“. Keine der Autoren des Buches stellt sich als Moralapostel hin. Jeder weiß um seine eigenen Schwächen – in seiner ganzen Menschlichkeit. Schwachheit zeigen, Verletzlichkeit, das führt uns wieder zurück zur Kraft kindlicher Naivität. (Werdet wieder naiv wie die Kinder, sanftmütig wie das Weibliche! Der kindlichen Unschuld gehört das Himmelreich.) Es ist auch Demut nötig im Angesicht der eigenen Schwächen. Was zählt ist, sich als Mensch treu zu bleiben.
Das Buch lässt an Klarheit auch durch die anderen Autoren nichts zu wünschen übrig. Es ist ein machtvolles „Schwert des Geistes für den Frieden“: Antje Vollmer, Arno Gruen, Markus A. Weingardt, Ellen Dietrich, Jörg Zink, Friedrich Schorlemmer, Heike Hänsel, Hennig Zierock und Eugen Drewermann mit seiner eindrucksvollen Rede vor dem Bundespräsidialamt: „Wir sind hier, Nein zu sagen“ (13.12.2014)
Es wird auch Zeit für eine Spiritualität, die NEIN! sagt. Es gibt leider auch viele spirituell erscheinende Vernebelkerzen des Geistes. Kapitalilsmus ist Krieg. Es gibt keinen „friedlichen Kapitalismus“, kein „spirituelles Kapital“. Das Buch „Entrüstet euch!“ ist für mich ein zutiefst spirituelles Buch, jenseits eines einschläfernden „Alles ist gut, so wie es ist.“
Es sollte hier auch erwähnt sein, dass das Buch sich einreiht in „klassische Texte zum Frieden“, die abgedruckt werden: Konfuzius, Franz von Assisi, Matthias Claudius, Bertha von Sutther, Clair Goll, Erich Kästner, Elske Laske-Schüler, Wolfgang Borchert, Ingeborg Bachmann und Martin Luther King.
Friede den Hütten …
… dann erübrigt sich hoffentlich ein KRIEG den Palästen. Wir brauchen Zellen des Friedens, entrüstete Regionen, auf dass die Kriegsführer „Es ist Krieg“ rufen – und keiner geht mehr hin, auch nicht an die Steuerzentralen von Drohnen oder die Joysticks von kriegerischen Computerspielen.
Der Terror beginnt schon in den Hütten der Familien. Der Beitrag von Arno Gruen bringt es auf den Punkt:
Diese Bedrohung beruht auf einem inneren Terror, der entsteht, wenn ein Kind keine Anerkennung für sein eigenes Selbst erhält. (S. 116)
Der Friede beginnt IN UNS, in der Versöhnung mit unserem inneren Kind, unseren Eltern und Geschwistern, der Vergebung von Verletzungen, die wir unseren Partnern und eigenen Kindern antun. Mögen unsere Herzen und unsere Familien zu Bollwerken des Friedens werden, zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern, in unseren Hütten. Und zwischen unseren Hütten: Die Hütte der moslemischen oder jüdischen Familie steht nur eine Umarmung weiter.
Entrüstung beginnt im Kopf und im Herzen
„Ent-Rüstung“ – ein Wortspiel mit Doppelbedeutung und Ausdruck einer Doppelstrategie: Entrüstete Worte des gewaltfreien Widerstands gegen die Paläste, Abrüstung in den Hütten. Ideologiefreie Klarheit im Kopf, alles einschließendes Mitgefühl im Herzen.
Mein Fazit: Es gibt auch eine Friedensbewegung des Kopfes und des Herzens. Das Buch ist bestens geeignet, unsere Köpfe auf Frieden einzustimmen, unsere Herzen auf Mitgefühl. Es ist ja auch unsere Tiefste Sehnsucht als Menschen: FRIEDEN AUF ERDEN!
Ich wünsche dem Buch, dass es ein Bestseller auch als Geschenke-Buch wird. Wer immer ein Buch zum Verschenken sucht, der hat hier eines gefunden, das keinen Menschen unberührt lassen kann. Trifft dieses Buch auf den Nährboden der Menschlichkeit, dann wird es sich als Samen entfalten und reichlich Früchte tragen in unserem Paradies auf Erden.
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