Pierre Teilhard de Chardin: Briefe an Frauen
Herausgegeben und erläutert von Günther Schiwy
Das Buch ist die beste Einführung in die besondere Thematik, der Rolle der Frauen im Leben des Pater Teilhard. Es drückt sich in den Hunderten von Briefen an Frauen aus. Zur Zeit der Herausgabe des Buches 1988 gab es schon die sehr depersonalisierten „Tagebücher“ 1926 – 1952, aus den Briefen an Ida Treat (die Marxistin) und Rhoda de Terra (die Nicht-Christin) extrahiert, 1971 deutschsprachig veröffentlicht. (> Mehr in meiner Buchbesprechung) Der Autor Günther Schiwy hatte 1981 zum hundertsten Geburtstag von Pierre Teilhard de Chardin eine 2-bändige Biographie heraus gegeben (> mehr in meiner Buchbesprechung). Dieser Band nun fokussiert das Thema auf die Rolle der Frauen in der Entwicklung Pater Teilhards, gespiegelt in seinen Briefen an Frauen. 2005 wird der Autor dann als Höhepunkt zum Thema das Buch „Eine heimliche LIebe. Lucile Swan und Teilhard de Cardin“ heraus bringen (> Mehr in meiner Buchbesprechung).
Das Motto des kleinen Briefbändchen ist sind die Worte Pater Teilhards:
„Nichts hat sich in mir entwickelt
es sei denn unter dem Blick
und dem Einfluss einer Frau.“
(Das Herz der Materie, 1950)
Pater Teilhard und das Ewig-Weibliche
Eine der großen Botschaften Teilhard de Chardins würden wir heute „christlichen Feminismus“ nennen. Das Ewig-Weibliche steht bei ihm im Mittelpunkt. Stark geprägt hat ihn dabei eine der führenden Feministinnen in Paris: Léontine Zanta.
Seine Hymne an „Das Ewig-Weibliche“ ist 1918 nach dem Erwachen als Mystiker geschrieben, in starkem Einfluss seiner „Liebe“ zu seiner Cousine Marguerite Teillard-Chambon. Wenn der Begriff „Dual-Seelen“ einen Sinn macht, dann trifft dies sicher auf Pierre und Marguerite zu. Der Urgrund allen Seins, der kosmische Mutterschoß, die Gebärmutter allen Lebens ist Mutter Natur. Mater = Materie. Das christliche Gebet sollte nicht „Vater unser …“ heißen, sondern „Mutter unser …“
Die Frau ist bei Pater Teilhard schon die „Versuchung“, das Verführerische, als Mann sich am „Fleisch der Frau“ zu berauschen. Das ist der eine Weg zwischen Mann und Frau, der andere ist der Weg der Vergeistigung ihrer Liebe. Und hier hat Pierre in Marguerite eine geistige Gefährtin, die sein zölibatäres Versprechen achtet. Beide befruchten sich intensiv in ihrer Entwicklung. Der Motto-Satz bezieht sich sicher vor allem auf Marguerite Teillard, die auch nach dem Tod Pierrs (1955) nach seine Reisebriefe und Kriegsbriefe an sie veröffentlicht.
Bei der Kommunistin Ida Treat, die mit dem Zölibat des Pater Teilhard, „nichts am Hut“ hatte, war er sinnlich wohl am meisten herausgefordert. Er musste einer Atheistin die Vision des Christentums näher bringen, war damit aber auch von der Vision der „klassenlosen Gesellschaft“ von Karl Marx konfrontiert, was ihn faszinierte. Unter dem „verführerischen Einfluss“ Ida Treats und vielleicht auch der Künstlerin Lucile Swan (die den Kopf des „Peking-Menschen“ modellierte) schrieb Pater Teilhard seine „Evolution der Keuschheit“ (1934), der nicht wirklich stimmige Versuch, die „platonische Liebe“ zwischen Mann und Frau als den höheren Weg zu verherrlichen. Auch die Geologin Roda de Terra war gerade in sein Leben getreten, mit der er später Expeditionsreisen unternehmen würde. Pater Teilhard starb 1955 in ihrer Wohnung in New York.
In seiner autobiographischen Skizze „Das Herz der Materie“ (1950), seinem „geistigen Erbe“ schrieb Pater Teilhard im Schlusskapitel wieder über „Das Weibliche oder das Einigende“.
Die in Paris lebende Jeanne Mortier, die selbst Theologie am Institut Catholique von Paris studiert hatte, war nach dem gegenseitigen Kennenlernen 1939 von der Berufung ergriffen, Pater Teilhard als Sekretärin zu dienen, seine Manuskripte in Paris zu veröffentlichen und unter die Leute zu bringen. Sie wurde von Pater Teilhard 1951 testamentarisch zur Nachlassverwalterin seiner philosophisch-theologischen Manuskripte eingesetzt. Sie sorgte dafür, dass nach dem Tod Pater Teilhards (der damals außer in Fachkreisen kaum bekannt war), nun der Öffentlichkeit bekannt wurde.
Die in der kleinen Sammlung ausgewählter Briefe
Teilhard de Chardins an Frauen richten sich an
- seine Mutter
- Marguerite Teillard-Chambon (seine Dual-Seele)
- Léonite Zanta (die Feministin)
- Ida Treat (die Marxistin)
- Rhoda de Terra (die Geologin)
- Jeanne Mortier (seine „Sekretärin“)
Der Vollständigkeit halber sei noch einmal betont, dass die später erst veröffentlichten Briefe Teilhard de Chardins an die Künstlerin Lucile Swand von Günther Schiwy gewürdigt werden in dem Band „Eine heimliche LIebe“ (2005)
Das Buch ist heute noch im Herder-Verlag „Frauenforum“ erhältlich:
Teilhard de Chardin: Briefe an Frauen (Klick)
Herausgegeben und erläutert von Günther Schiwy