Ronny Tekal: Sorry, das waren die Hormone

Untertitel: Was uns im Leben wirklich steuert


Hormone sind offensichtlich die Schaltstelle zwischen Körper und Gefühlen. Sie werden in ihrer Bedeutung als „Steuerzentrale“ für ein ausgeglichenes Leben immer mehr erkannt. Da tut AUFKLÄRUNG gut. Und Aufklärung muss immer auch kritisch sein. Das leistet der Autor, Arzt und Medizinkabarettist Ronny Tekal in seinem Buch auf sehr humorvolle Weise – mit auch viel Selbstironie. Wortspiele wie: „Hormone – als Boten des Glücks hieven sie uns in himmlische Gefilde, als ‚Des-Boten‘ machen sie unser Leben zur Hölle.“ (S. 13) – wahrlich am laufenden Band. Er spricht in einem ganzen Kapitel vom „Hormon-Business“ (201 ff) und schließt sich dabei gar nicht aus: „Und irgendwelche Menschen verdienen einen Haufen Geld mit ihnen (wie auch der Autor des Buches).“ (S. 10)

Inhaltlich ist zu dem Buch nicht viel zu sagen. Hier sind keine medizinischen Sensationen zu erwarten. Es liefert „allgemein anerkanntes“ Basis-Wissen über Hormone, doch das nicht nur humorvoll verpackt. Es hilft dem Leser, dem ganzen Hormon-Hype („Jungbrunnen“ …) nicht unkritisch auf den Leim zu gehen.

Das Buch soll Ihnen eine kleine Orintierungshilfe sein, mit der Sie sich im dichten Hormondschungel zurechtfinden, und um zu erfahren, wann Sie sich wirklich auf Ihre Hormone herausreden können. (S. 10)

Und so bedanken wir uns bei dem Autor für das Schreiben „eines Jahrhundert-Standardwerkes für die kommenden Generationen“ (S. 9) Man muss bei dem Autor stets auf der Hut sein, ob er sich selbst auf die Schippe nimmt, den Leser veräppelt, oder etwas wirklich ernst meint. Und genau dieses Spiel ist es, das den Lesern neben dem Schmunzeln und Lachern wirklich wach hält und nachdenken lässt. Es regt an, sich selbst eine Meinung zu bilden. Und das ist ja der tiefe Sinn von Aufklärung.

„Am Ende“ dann ein paar Seiten „Kurzanleitung: So beeinflussen Sie Ihre Hormone“ (S. 218 – 223), auch hier nichts Aufregendes, was man irgendwie schon immer gewusst hat. Und wenn diese Tipps für ein hormonell ausgeglichenes Leben nicht ausreicht und hormonelle Störungen wirklich massiv werden, dann rät der Autor doch letztlich auch (sehr pauschal und unkritisch) zum Arztbesuch. Die „Grauzone“ dazwischen, die Selbsthilfe bei einem hormonell beeinflussten Gefühlschaos, bedient das Buch nicht.

Bei der Frage, steuert unser Körper (vermittels von Hormonen) unser Denken und Verhalten „oder“ steuert unser Denken und Verhalten (vermittels von Hormonen) unsere Gefühle, lässt das Buch recht humorlos im Dunklen. Mit vielen Lacheffekten „verkauft es uns“ den – sage ich jetzt einmal – den Mythos, die Hormone würden unser Leben steuern. Um am Ende doch zuzugestehen: Ich kann mich glücklich denken – und dieses Denken schüttet dann die Glückshormone aus:

Und ein Mensch, der aus vollem Herzen so tut, also ob er glücklich sei, hat bessere Chancen darauf, es wirklich zu werden. Nach dem Motto: „Hallo, Glückshormone, wo seid ihr? Ich bin schon da!“ (S. 223)

Mein Fazit: Wer ein Buch sucht, das in die ganze Thematik der Hormone einführt, wer Basis-Wissen sucht – und das nicht auf fachlich unverständliche oder verbissene Weise, der ist mit dem Buch gut beraten. Die Rolle der Hormone wird nicht als Heilsbringer überbewertet. Das Buch lehrt, locker mit dem Thema der Hormone umzugehen und sich durch vielversprechende Werbesprüche nicht in die Irre führen zu lassen.
Wer darüber hinaus will, wird durch das Buch nicht bedient (das hat es sich auch nicht zur Aufgabe gemacht). Das spannende lebensphilosophische Thema des Zusammenspiels zwischen Denken und Gefühlen wird in dieser Tiefe nicht behandelt, genauso wenig wie die eigenverantwortliche Selbsthilfe bei hormonellen Problemen.

 

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