Ziegler / Gruber: Das Ur-Evangelium
Untertitel: Was Jesus wirklich sagte
Natürlich bin ich kein Bibelgelehrter, und eine buchstabentreue Auslegung der Bibel führt leicht in die dogmatische Starrheit. Doch das Buch hat bei mir etwas ausgelöst, das weit darüber hinaus geht „was Jesus wirklich sagte“. Als ob das Buch mir einen Zugang zum „lebendigen Jesus“ gegeben und mich auf einen Weg geführt hätte, vielleicht genauer: eine neue Station auf meinem Weg.
Wichtiger als das, „was Jesus wirklich sagte“, ist sicher das, wie wir es verstehen. Doch ein rechtes Verstehen der Wahrheit Jesu setzt die „wahren Worte“ voraus. Und hier hat das Buch sicher einen großen Verdienst erworben.
Die Evangelien
Ursprünglich gab es nur EIN Evangelium, nämlich die mündlich überlieferte „Frohe Botschaft“ der Zeitgenossen, insbesondere der Apostel von Jesu. Alle erwarteten das „Reich Gottes“ auf der Erde als irdisches Reich. Dieser „Traum“ zerplatzte nach dem Tod Jesu vermutlich 33 n. Chr. und der Zerstörung Jerusalems (des Tempels) durch die Römer 70 n. Chr. . Mit dieser Zerstörung einer Illusion des nahen Reich Gottes ergab sich auch die Notwendigkeit, die Worte Jesu schriftlich „für die Nachwelt“ zu fixieren. Nach vielleicht 30 Jahren seines Todes gab es ganz natürlich Dutzende, vielleicht Hunderte Variationen der mündlichen NACHERZÄHLUNG. 325 n. Chr. kanonisierte die Kirche vor allem zum Konzil zu Nicäa vier von über 50 Evangelien zum „Neuen Testament“, die Evangelien NACH Markus (etwa 70 entstanden), Mätthäus (etwa 85 entstanden), Lukas (etwa 90 entstanden) und Johannes (80 bis 100 entstanden). Allen diesen Evangelien muss eine Urquelle (genannt Q) zugrunde gelegen haben, die um 50 – 60 entstanden ist, sogar noch VOR der „Zerstörung Jerusalems“.
Zunächst ist wichtig zu verstehen, dass die 4 Evangelien nicht von den 4 Aposteln selbst verfasst wurden, sondern von unbekannten Schreibern, die sich auf jeweils EINEN Apostel beriefen.
Dann wird viel spekuliert über die sogenannten „apokryphischen Schriften“, also Evangelien wie das wohl älteste Thomas-Evangelium, die von der Amtskirche NICHT ins Neue Testament aufgenommen wurden. Wir brauchen uns damit nicht zu vertiefen, weil sich das Ur-Evangelium in der Neuübersetzung von Herbert Ziegler darauf gar nicht bezieht. Er versucht durch die Neuübersetzung der 4 kanonisierten Evangelien das Ur-Evangelium selbst zu „destillieren“.
Der Übersetzer Herbert Ziegler (1916 – 1998)
Der Zweck dieses Buches ist eine zusammenfassende Übertragung de vier kanonischen Evangelientexte in einem einzigen Text. Das völlig Neue dieser Übersetzung aber ist: Ich führte sie anhand des heutigen Erkenntnisstandes der wissenschaftlichen Forschung nach dem geschichtlichen Wahrheitsgehalt der vier überlieferten griechischen Evangelien durch. Damit lege ich dem Publikum eine Evangelienübersetzung vor, die erstmals den Anspruch erheben darf, die inhaltlich (nicht wortwörtlich) authentische, historisch glaubwürdige und „glaubenswürdige“ Übersetzung der Evangelien Jesu zu sein. (S. 114)
Sein Resümee:
Die Geschichte unserer Welt, trotz aller Rätsel und Dunkelheiten, ist eine gigantische LIebesgeschichte zwischen Gott und uns Menschen. (S. 14)
Der „Kommentator“ Elmar R. Gruber
Elmar R. Gruber, der Autor mehrerer Bücher über Jesus wie „Das Jesus-Komplott“, „Der Ur-Jesus“ und „Jesus starb nicht am Kreuz“, führt in die kritische Bibelwissenschaften ein, referiert die Ergebnisse des „Jesus-Seminars“ in Amerika und lässt „den wahren Jesus“ aus der neuen Interpretation wieder in Erscheinung treten.
Das Ur-Evangelium hat gezeigt, daß trotz der Aussichtslosigkeit der Aufgabe, den historischen Jesus und seine wahre Lehre aus dem Dunkel der Geschichte heben zu können, genau dies geglückt ist. (S. 108)
Das Buch reklamiert für sich, erstmals die authentischen Worte Jesu – von allem theologischen Ballast befreit – zu präsentieren, so kann ich mir nicht anmaßen, dies beurteilen zu können. Ich kann nur wahrnehmen, was das Buch mit mehr gemacht hat. Es hat etwas von ESSENZ, die mich berührt hat. Worte von Jesus, ich ich Hunderte Mal schon gehört habe, sind in dieser Reinheit und Dichte eine ganz andere Kraft. Ich vergleiche dieses „Ur-Evangelium“ gerne mit den 81 Versen des LaoTse. Wenige Worte sind so voller Weisheit, dass sie einen das ganze Leben begleiten können.
Statt zu einem neuen Bestseller zu werden, ist das Buch leider vergriffen.
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