Zohar /Marshall: IQ? EQ? SQ!

Untertitel: Spirituelle Intelligenz – Das unentdeckte Potenzial

Das Buch ist ein unerhörter Tabubruch. So unerhört, dass der deutsche Verlag den Originaltitel völlig verstellt. Geht es doch um „Spirituelles Kapital – Wohlstand für alle“. Der Verlag bringt den Kern des Buches nicht einmal verschämt in die Unterüberschrift. Den Autoren geht es nicht vordergründig um „spirituelle Intelligenz“ (dazu liegt ein anderes Buch von ihnen vor), sondern ausdrücklich um spirituelles Kapital. Sie haben das Konzept der „spirituellen Intelligenz“ längst entfaltet. In diesem Buch geht es im das neue Paradigma des „spirituellen Kapitals“. Die Autoren selbst verstecken sich nicht. Sie schreiben ausdrücklich, dass es ihnen um einen „nachhaltigen Kapitalismus“ geht.

Es liegt Jahre zurück, dass ich selbst gegen das Konzept des „Humankapitals“ heftig polemisiert habe (Unwort des Jahres 2004). Mit der Ökonomisierung unserer Gesellschaft nimmt der „Begriffs-Imperialismus“ überhand. Alles wird im ökonomischen Sinne neu interpretiert und für den „Informations-Kapitalismus“ nutzbar gemacht. Wird jetzt auch die Spiritualität „kapitalisiert“?

Zunächst: Die Autoren haben keine „affine“ (angepasste) Einstellung zu dem bestehenden Kapitalismus, sondern eine kritische. Sie sprechen gar vom „Monster, das sich selbst verschingt“ (Kapitel 1).

Kapitalismus und Wirtschaft, wie wir sie kennen, haben langfristig keine Zukunft mehr, sondern beschränken und behindern die Entwicklung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Kultur im höchsten Maße. (S. 16)

Es geht ihnen um die TRANSORMATION dessen, was ist. Im Buch werden 12 Transformations-Prinzipien entfaltet, um dieses aktuelle System, das kollabieren kann, in ein nachhaltiges System zu transformieren. Einerseits sprechen sie vom „nachhaltigen Kapitalismus“, fragen am Ende des Buches aber auch: „Ist das noch Kapitalismus?“

Das Buch will Menschen Mut machen, ihren Beitrag zur globalen Transformation zu leisten, ihnen die Prinzipien an die Hand zu geben, die für eine globale Rettung des Planeten vor dem Monster-Kapitalismus ermöglicht. Die Autoren bezeichnen diese Menschen als „neue Tempelritter“ und Meister. Eine „kritische Masse“ solcher Menschen in allen Bereichen des Lebens reicht aus, um diese Transformation auszulösen.

Was ist Kapital?

Der hier verwendete Begriff von Kapital ist nicht der von Karl Marx! Bei Marx ist KAPITAL sozusagen „missbrauchtes Geld“, das keinen anderen Sinn hat als „mehr Geld“ zu machen, also Ausbeutung zu steuern. Um es einfach auszudrücken, ist Kapital bei Marx „zur Ausbeutung missbrauchtes Geld“, eine saloppe Formulierung seiner Mehrwerttheorie.

Die Autoren definieren Kapital (verharmlosend, JS) anders: „Geldmenge oder Anzahl materieller Güter …, die wir besitzen. Kapitalismus, wie wir ihn kennen, bedeutet demzufolge Geld und materieller Wohlstand“ (S. 16)

Im Gegensatz dazu meint spirituelles Kapital die Fülle, aus der wir leben können, und einen Wohlstand, der die tiefen Aspekte unseres Lebens berührt. (S. 16)

Um dieses Buch zu verstehen, ist es notwendig, die entscheidende Verbindung zwischen spiritueller Intelligenz, spirituellem Kapital und Nachhaltigkeit zu erkennen. (S. 18)

Die Autoren unterscheiden 3 Arten von Kapital:

  • materielles Kapital gezeugt von rationaler Intelligenz („Was ich denke“)
  • soziales Kapital erzeugt von emotionaler Intelligenz („Was ich fühle“) und
  • spirituelles Kapital erzeugt von spiritueller Intelligenz („Was ich bin“)

Um einen nachhaltigen Kapitalismus zu entwickeln, müssen wir also alle drei Arten von Kapital – materielles, soziales und spirituelles – erwirtschaften (!, JS), indem wir alle drei Intelligenzen anwenden. Das Hauptaugenwerk meines Buches liegt dabei deutlich auf dem spirituellen Element der Gleichung. Keine andere Art von Kapital ist ohne ein zugrundeliegendes Fundament von spirituellem Kapital nachhaltig wirksam. ( Hervorhebung der Autoren, S. 21)

Höhere Motivation

Sehr wichtig ist für das Buch ist die Frage, was uns antreibt, die Frage unserer Motivation. Die Autoren weisen darauf hin, dass die berühmte „Bedürfnishierarchie“ von Maslow sich im Wesentlichen mit Mangelbedürfnissen beschäftigt. Es kommt aber darauf an, die „höheren Motovationen“, die Befürfnisse nach FÜLLE zu entfalten.  Die Autoren stellen eine neue Motivationsskala auf:

Mangelbedürfnisse:

  • Entpersonalisierung (-8)
  • Schuld und Scham (- 7)
  • Gleichgültigkeit (- 6)
  • Verzweiflung (- 5)
  • Angst (- 4)
  • Verlangen (- 3)
  • Wut (- 2)
  • Selbstbehauptung (- 1)

Höhere Bedürfnisse:

  • Forscherdrang (+ 1)
  • Verbundenheit und Kooperation (+ 2)
  • Innere Kraft (+ 3)
  • Meisterschaft (+ 4)
  • Schöpferkraft (+ 5)
  • Höheres Dienen (+ 6)
  • Weltseele (+ 7)
  • Erleuchtung (+8)

Die große Aufgabe ist es, unsere Motivation zu transformieren:

Um eine Verschiebung nach oben zu erreichen, müssen wir ganz bewusst psychische Energie aufbringen, denn eine Veränderung nach unten erfolg dann, wenn eine Situation, ein verborgener Glaube oder ein Wertesystem uns diese Energie entzieht. (S. 106)

Zur Transformation unserer Motivation bedarf es spiritueller Intelligenz.

Die 12 Prinzipien der Transformation

Das Ziel, das ich mit meinem Buch erreichen will, nämlich die Vermehrung des spirituellen Kapitals, ist ein Ziel, das anders ist als alle Ziele zuvor. Es erfordert, dass wir aus unseren höheren und manchmal sogar höchsten Motivationen handeln, und das bedeutet für uns, uns als ganze Menschen zu transformieren. Um dieses neue Ziel zu erreichen, müssen wir neue Methoden entwickeln. Dazu müssen wir die Prinzipien der Transformation kennen, die der spirituellen Intelligenz zugänglich sind. (S. 127)

Diese Prinzipien sind aus den 10 Merkmalen „komplexer adaptiver Systeme“ hergeleitet und erweitert. Diese Prinzipien sind (S. 134):

  • Selbst-Bewusstheit
  • Spontaneität
  • Visions- und wertegeleitet
  • Holismus
  • Mitgefühl
  • Würdigung der Vielfalt
  • Feldunabhängigkeit
  • Tendenz zu Warum-Fragen
  • Kontextualisierung
  • Positiver Umgang mit Misserfolgen/Krisen
  • Demut
  • Berufung

Jedes dieser Eigenschaften wird in der zweiten Hälfte des Buch genauer untersucht.

Was kann ICH tun?

Die Autoren zeigen, dass jeder durch das Anwenden dieser Prinzipien der Transformation einen Betrag zu seiner Transformation zum GANZEN Menschen leisten kann und damit einen Beitrag zur Transformation der GANZEN Menschheit.

Mein Fazit: Das Buch der Autoren lässt mich nachdenklich stimmen: die Transformation des Kapitalismus zu einem „nachhaltigen Weltsystem“, einer „offenen Gesellschaft“ (Popper), das Wohlstand für alle schafft. Diese VISION ist wert, begrifflich gefasst zu werden – und wenn wir zunächst mit gängigen Begriffen operieren müssen. Die Autoren fragen am Ende selbst: „Ist das noch Kapitalismus?“. Wie dem auch sei: einen größeren Spagat zwischen SPIRIT und KAPITAL kann ich mir kaum vorstellen. Wie immer „die Geschichte“ das Buch und das Paradigma des „spirituellen Kapitals“ am Ende bewerten wird, es ist wert gelesen zu werden. Es ist DIE Auseinandersetzung unserer Zeit und eine unerhörter Integrationsversuch von „Gott und Teufel“ (wenn ich mich so schlappsig ausdrücken darf). Was aber wäre, wenn es keine Teufel in Form von Kapital gibt? Vielleicht weist das Buch auf einen neuen Horizont hin, der nur durch einen radikalen Tabubruch für beide Seiten aufzubrechen ist.

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